Dresden, 23. 02. 2012

Volker Wenzel - der neue Vorsitzende im Interview

Auszüge aus dem Gespräch mit Sonja Bernstengel vom »Elbhang-Kurier«

Sympathisch, locker und interessiert – so erlebte ich Volker Wenzel bei unserem Treff im „Kaffee Wippler“. Der frisch gewählte Vorsitzende des Elbhangfestvereins vermittelte mir nicht nur ein beeindruckendes Beispiel einer engagierten Wachwitzer Familie, sondern auch einen Abriss der Geschichte des Vereins und des Festes.

Aufgewachsen an der Pillnitzer Landstraße
Sein Vater, Otto-R. Wenzel, ist als ehemaliger Bezirkskatechet und langjähriger Dozent an der Fachhochschule für Religionspädagogik und Gemeindewesen Moritzburg eine bekannte und geachtete Persönlichkeit am Hang, vor allem auch wegen seiner Verdienste bei der Gründung und jahrzehntelangen Leitung des Ortsvereins Loschwitz-Wachwitz. Seine Frau Gudrun Wenzel, eine ehemalige Textilingenieurin aus Chemnitz, wirkte bis zu ihrer Pensionierung im Pfarramt Loschwitz und wurde dort sogar zur Kircheninspektorin ernannt.
Volker wusste schon seit der 4. Klasse seinen Berufswunsch: Elektriker. Vielleicht spielte da Vaters Vorbild eine Rolle, denn der hatte ursprünglich auch diesen Beruf gelernt. So absolvierte Volker nach der Schule eine Lehre beim damaligen VEB Elektrobau Dresden, die er auch heute noch als Glücksfall bezeichnet, und erwarb sich erste Berufserfahrungen. 1988 musste er nach Leuna, zu den Bausoldaten, hatte aber das Glück, dass durch die Wende sein Dienst vorfristig beendet wurde. In den nun folgenden Wendejahren engagierte er sich aktiv in der Bürgerbewegung, versuchte sich ein Jahr beruflich in den alten Bundesländern und gründete später mit zwei weiteren Mitstreitern eine eigene Firma, die Elektrowärmelicht GmbH. Doch seit 1994 betreibt der Industrie-Meister gemeinsam mit seinem Partner Roberto Brückner die Firma SPOT. Dieses inzwischen auch überregional agierende Unternehmen versorgt „Ottonormalverbraucher“ sowie Feste, Messen und Märkte mit den notwendigen festen oder mobilen Elektro- und Wasseranlagen.

Von Anfang an beim Elbhangfest dabei
Umso erfreulicher ist, dass er sich trotz dieser beruflichen Verantwortung und dem begrenzten Zeitbudget hat »breitschlagen lassen« (so wörtlich von ihm), den Vorsitz im Elbhangfestverein zu übernehmen. Und er weiß ja als Gründungsmitglied und langjähriger Geschäftsführer, was da auf ihn zukommt… Aber man spürt, dass er sich mit Herz und Seele für »seinen« Hang engagiert. Das merkt man besonders, wenn er von den Anfängen des Elbhangfestes schwärmt, als er und eine Handvoll Enthusiasten im damaligen »Café zum Blauen Ei« nach einem Namen für das Fest suchten oder dann die erste Sitzung bei Matz Griebel in dessen neuem Arbeitszimmer im Stadtmuseum organisierten.
Aber Volker Wenzel hat natürlich auch feste Ziele, Wünsche und Vorhaben für die kommenden Feste. Dazu gehört, dass es unter seinem Vorsitz keinen Stilwechsel in der Festgestaltung geben wird, denn wichtig ist ihm vor allem, das besondere Fluidum dieses Festes von Bürgern für Bürger zu erhalten.

Keinen »Elbhangmarkt« daraus machen
Und an dieser Stelle geraten wir in eine angeregte Diskussion zum Thema des zunehmenden Kommerzes, was viele Festbe­sucher in den vergangenen Jahren beklagten. Volker Wenzel meinte, dass zunächst zu fragen sei, was man unter Kommerz zu verstehen hat. Wo beginnt Kommerz? Schon beim Eintrittspreis? Sicherlich beginnt dort nicht der Kommerz und auch nicht bei Standgebühren, denn ein solches Fest bedingt nun einmal die unterschiedlichste Abgaben und ebenso Gagen für die Künstler, nicht jedoch für die ehrenamtlich tätigen Organisatoren. Und jeder Besucher, der das Fest über mehrere Stunden erlebt, will auch essen und trinken. Und jeder Händler will und muss auch etwas verdienen. Die Frage ist nur, ob der Handel die kulturellen Darbietungen beiseite drängt und das Fest so zu einem »Elbhangmarkt« macht. Das scheint keinesfalls so zu sein. Die Besucher nehmen in erster Linie die Kultur an und erfreuen sich in zweiter Linie am Kulinarischen. »Aber auch hier« – so Volker Wenzel weiter – »legen wir Wert darauf, dass nicht nur die Bratwurst und das Bier angeboten werden«.

Sorgen mit privaten »Fremdveranstaltern«
Bei den vom Elbhangfestverein organisierten Bühnenveranstaltungen bemühen sich die Organisatoren schon seit Jahren, auch mit Hilfe technischer Lösungen, den Lärm zu minimieren und schon von der Programmplanung her zeitlich günstig zu legen. Allerdings, so Volker Wenzel, »…lassen sich die Basstöne trotz bester Technik nicht vermeiden. Aber wer direkt an der Pillnitzer Landstraße wohnt, hat sonst normalerweise so viel Verkehrslärm, dass er an dem einen Festwochenende eigentlich über das Fehlen von diesem und dem stattdessen nur gleichmäßigen Besuchermurmeln und den eventuellen fernen Basstönen froh sein müsste«. Mehr Sorgen machen ihm und seinen Vereinsmitgliedern die nächtlichen Diskussionen mit privaten Anwohnern, die in ihren Gärten oft zu lange und zu laut feiern und damit den Zorn der Nachbarn heraufbeschwören.

Als ich ihn anspreche auf die Mitglieder- und Macherwerbung, um auch für kommende Jahre das Fest zu erhalten, kommen wir auf das Ehrenamt und die Jugend zu sprechen. Bestes positives Beispiel von ihm sind dabei seine Tochter Lisa und die beiden Söhne Björn und Markus. Sie treten in die Fußstapfen des Großvaters und Vaters, setzen also die Wenzelsche Familientradition fort und sind schon fest in die Organisation eingebunden: Der ältere Björn hat die BMX-Strecke beim Elbhangfest ins Leben gerufen und arbeitet jetzt zusammen mit dem jüngeren Markus im Loschwitzer Jugenddorf. Lisa war schon als Praktikantin im EHF-Büro in der Festvorbereitung tätig und engagiert sich jetzt ebenfalls im Jugenddorf Losch­witz. »Wichtig ist, dass die älteren, gestandenen Vereinsmitglieder und die neuen jungen einander respektieren, tolerant miteinander umgehen, und damit wird jeder, egal wie alt er ist, was er ist und woher er kommt, im Elbhangfestverein eine anerkannte ehrenamtliche Betätigung finden.«

Festlicher »Fünfjahrplan«
Bei diesen löblichen Ansichten muss es einem um die Zukunft des Vereines und des Festes nicht bange sein, auch wenn es eine sichere finanzielle Basis des Elbhangfestes für die kommenden Jahre nach Meinung von Volker Wenzel nicht geben kann. Das Wetterproblem wird immer entscheidend sein, ebenso die leidliche ungewisse Sponsorenfrage. Verstärkt werden müsse jedoch der Kartenvorverkauf, und die vielfältigen kulturellen Ansprüche der Festbesucher gelte es weiterhin zu sichern.
Hierbei sei die Vorplanung der Festthemen für die kommenden Jahre eine wichtige Voraussetzung, um langfristig kulturelle Veranstaltungen suchen und binden zu können. Übrigens können sich, so Volker Wenzel, für das diesjährige Fest noch Kulturgruppen und Künstler, die natürlich mit ihren Angeboten zum Thema passen sollten, beim Elbhangfestverein melden.

Sonja Bernstengel

Volker Wenzel - Vorstandsvorsitzender des Elbhangfest e.V.