Rückblick 22. Elbhangfest 2012

»Höfisch« geprägte Handlungsweise

Die Podiumsdiskussion im Vorfeld des Elbhangfestes »Bürger, schützt eure Anlagen«, veranstaltet vom Entwicklungsforum und Vereinen am Elbhang, sollte den Umgang mit Basisdemokratie und bürgerschaftlichem Engagement am Beispiel des Protestes gegen den Parkeintritt in Pillnitz erörtern.

Neben vielen Argumenten Pro und Kontra kristallisierten sich einige neue Überlegungen und wesentliche Ärgernisse der in den letzten Monaten geführten Debatte heraus. Mit den gleichen Argumenten, mit denen der Park in Pillnitz geschlossen wurde, ließe sich auch der Zwinger und der Große Garten abriegeln. Wo führt die Ökonomisierung des kulturellen Erbes hin, wenn es keine klaren politischen Ziele gibt: Gründung einer GmbH, Events, Massentourismus, Erhöhung der Preise.
Es gäbe eine ständige Steige­rungslogik, wenn man diesen Weg beschreitet, so der Soziologe Professor Rehberg.

Der Park war aber auch ein Lebens­raum vieler Menschen, von dem sie jetzt, symbolisch, ausgeschlossen werden. Dabei stellte sich die Frage, ob der Park wirklich des Geldes wegen »ge­schlossen« wurde, oder ob man den Park vor den Bürgern schützen wollte? Stört der Bürger?
Zum Thema des Abends führte die Diskussion über den Umgang mit den Bürgern innerhalb dieser Auseinandersetzung. Die Vereine und die Bürgerinitiative bekamen keine Unterlagen und keine konkreten Zahlen von der Schlösserverwaltung. Vorschläe wurden nicht mal angehört.

»Warum hört keiner auf uns und warum redet keiner mit uns«, war eine Wortmeldung der Bürgerinitiative. Professor Rehberg sprach von einer »höfisch geprägten Handlungs­weise« der Verantwort­lichen, die Chancen und Potential, mitein­ander um­zugehen, verspielt. Die repräsentative Demokratie sei ein gutes Modell, aber es gäbe eine Angst der Politik vorm Volke. Er sprach aber auch kritische Punkte des »Refugiumbürgertums« an, die sich mit viel Eigeninitiative einbringen. Die Klugheit auf ihrer Seite wissend (das Wort elitär wolle er vermeiden), hat dieses Refugiumsbürgertum aber eine große Skepsis vor der repräsentativen Demo­kratie.

Die Emotionen gegen die Eintrittsgebühren schlagen noch immer hohe Wellen, so dass es leider nur selten zur Verallgemeinerung des Problems kam. Die Ignoranz und Arroganz vieler Politiker und Verwaltungen gegenüber Vereinen, Bürgerinitiativen und engagierten Bürgern nimmt zu, und dagegen scheint »kein Kraut gewachsen zu sein«.

Jürgen Frohse