Das Fest ist eröffnet! – Denkmalpfleger Hans Nadler schneidet das Band durch

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Das 2. Elbhangfest 1992

Das zweite Elbhangfest war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur regelmäßig am letzten Juni-Wochenende stattfindenden Groß­veranstaltung. Ein gemeinnütziger Verein wurde gegründet, dessen Vereinszweck die Fest­vorbereitung selbst wurde.

»Von Körner zu Weber – Landschaft der Romantik«

Aus der Vereinssatzung (Präambel):
»Ausgegehend von Charakter und Inhalt des 1. Elbhang­festes … setzt sich der Verein für die Wahrung von Kultur und Identität der einzigartigen Stad­tlandschaft des Dresdner Elb­hanges mit seinen typischen Merkmalen ein … Der Verein trägt die Vorbereitung und Durchführung des Elbhang­festes und garantiert dessen Charakter und Inhalt als Heimat-, Kunst- und Kulturfest, als Stadt- und Landschafts­fest freier Bürger.«

Aus dem Text »Das Unternehmen Elbhangfest«:
»… Ein Jahrhundert später entdeckten Klassik und Romantik die Landschaft des Weinbaues für sich. Viele Berühmtheiten des geistigen Deutschland haben sich von ihrer Schönheit anregen lassen. Friedrich Schiller, Gottfried Körner, Ludwig Tieck, Jean Paul, Heinrich von Kleist und Alexander von Humbold, Arthur Schopenhauer und E.T.A. Hoffmann. In Hosterwitz wohnten Carl Gustav Carus und Carl Maria von Weber, in Loschwitz Caspar David Friedrich und Ludwig Richter. Unweit von Pillnitz, in Graupa, suchte Richard Wagner Entspannung. Und das Phänomen der Landschaft hat seine Anziehungskraft erhalten bis in unsere Tage: Die Maler Wilhelm Rudolph, Hans Jüchser, Joseph Hegenbarth, Hermann Glöckner seien von den Zeitgenossen genannt. Wer heute mit offenen Sinnen das Gelände zwischen Körnerhaus und Weber-Gedenkstätte erwandert, trifft auf eine Fülle von Zeugnissen dieser bedeutenden Vergangenheit, erlebt eine Landschaft von eigenwilligem Reiz zwischen Betriebsamkeit und Unberührtheit, überkommener Architektur, neu entstehender Gastlichkeit und sanft-romantischem Verfall.

Diese Landschaft bietet Momente, wo sich Ort und Zeit mitunter wundersam vermischen. Durch die Seitentäler bei Hosterwitz, den Keppgrund zum Beispiel, kann man wandern, wie vor 200 Jahren und die schwarzen Weinbergsmauern von Wachwitz, grün geädert von Brombeer­ranken, strahlen an Sommertagen die Hitze eines Südens, den Dresden sonst nicht hat. Auf den breiten Wiesenflächen bei Pillnitz läßt sich die Elbe noch erahnen als der einstige klare, frische Fluss. Steigt man auf die Höhen des Hanges, bietet sich bei gutem Wetter ein Panorama zwischen der Sächsischen Schweiz, dem Erzgebirge und den Lößnitzhängen bei Meißen, das schon die Maler Gerhard Kügelgen und Caspar David Friedrich begeisterte.

Das Nebeneinander der Natur und der sie gefährdenden Zivilisation hat in dieser Landschaft noch einen versöhnenden Zug. Harmonie, wissen wir, muß nicht immer verlogen sein, und ein Lebensgefühl, das in solcher Alltagserfahrung wurzelt, ist nicht unbedingt provinziell (wenn gleich schon Schiller den Dresdnern auch anderes ins Stammbuch schrieb).

Getragen wird das Elbhangfest inzwischen vom gleichnamigen Verein einer örtlichen Bürgerinitiative. Was sich die Initiatoren wünschen, das ist die Zusammenführung unterschiedlicher Bevölkerungsschichten und Lebensformen in einem lebendigen Austausch. Dabei treffen sich die Intentionen des Festes mit anderen, ähnlich gelagerten Aktivitäten. Der Gedanke einer »Sächsischen Weinstraße« zum Beispiel, die von Pillnitz über Radebeul nach Meißen führt, kommt uns in gleicher Weise entgegen, wie wir die Pläne zur Wiedererrichtung des alten Wanderweges am Elbhang unterstützen. Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen von Pillnitz bis Blasewitz ist dabei von vornherein gegeben.

Unterschiedliche Wünsche sind mit dem Unternehmen Elbhangfest verbunden: Das Gelände zwischen Loschwitz und Pillnitz sollte wieder in jenem Sinne gastlich werden, der gediegene Gastronomie mit sanften Tourismus verbindet. Für die Besucher der Kunststadt Dresden empfiehlt sich der Elbhang künftig als ein urbanes Stück Kulturlandschaft, das von leisen, aber intensiven Tönen geprägt ist. Für.die Bewohner des Hanges selbst möchte das Fest auch Zugehörigkeit stiften, Identität in einer Zeit wachsender Egoismen, Aktivierung von Gemeinnützigkeit auch über das Fest hinaus. Ein ehrgeiziges Unterfangen? Vergebene Liebesmühe? Man wird es erleben. Zuerst will das Elbhangfest aber Vergnügen bereiten, ausgelassene Stunden, denn: Ein Fest zu feiern, welche Nebensache wäre schöner!

von Hans-Peter-Lühr

Das Plakat zum 2. Elbhangfest 1992

Das Plakat zum 2. Elbhangfest 1992