Das 6. Elbhangfest 1996
»Italisch« nannte Heinrich von Kleist in einem Brief aus Dresden den Himmel über der Stadt. Freilich, er hatte Italien nie gesehen, nur erschien ihm die Atmosphäre der sächsischen Metropole von betörend südlicher Art. Tatsächlich hatte seit der Renaissance Dresden ein ganz besonderes Faible für Italien.
In der Augusteischen Zeit eskalierte diese Neigung und Dresden wurde zum viel-(meist falsch)beschworenen Elbflorenz, für das berühmte Namen stehen: Chiaveri, Canaletto, Raffael. Musik, Malerei und Architektur in Dresden sind ohne italienischen Einfluß jedenfalls nicht denkbar. Noch im 19. Jahrhundert ist Sempers Villen-Typ ganz toscanisch inspiriert der Elbhang zeugt nicht nur mit seinem Künstlerhaus davon und galten Maler ohne Rom-Erfahrung an der Kunstakademie als indiskutabel. Ihr klassizistischer Stammvater wiederum war ein Venezianer namens Casanova (der Bruder war jener durchtriebene Bruder!)… So kann man allenthalben auf italienische Spuren treffen.
Das Elbhangfest 1996 wollte daran erinnern…
Unter italischem Himmel
Pasta Siesta Musica
Schrille Töne gab es im Vorfeld sozusagen eine sizilianische Eröffnung die gezeigt haben, dass das Elbhangfest nicht nur Freunde hat. Darum sei noch einmal deutlich gesagt: Ihr Eintrittsgeld, wie auch alle anderen Einnahmen werden ausschließlich zur Kostendeckung der ca. 200 Veranstaltungen verwendet… Die Organisatoren selbst betreiben das Fest ehrenamtlich doch natürlich nur, solange Sie, unser Publikum, dies auch wollen und annehmen.
Aus dem Grußwort des Präsidenten des Sächsischen Landtages und Schirmherren des 6. Elbhangfestes 1996, Herrn Erich Iltgen, MdL
…Es ist ungewöhnlich, wenn in der Kunst- und Kulturstadt Dresden einem Verein nach wenigen Jahren seines Wirkens ein Kunstpreis verliehen wird. Geschehen in diesem Jahr, und der so Geehrte ist der Elbhangfest e. V. Zu Recht wurde damit eine beispielhafte Initiative ausgezeichnet, die aus dem Veranstaltungskalender der Stadt Dresden nicht mehr wegzudenken ist.
Gemeinsam mit den Bewohnerinnnen und Bewohnern des Elbhanges gelingt es einer kleinen Gruppe von Enthusiasten nun schon zum 6. Mal, ein Fest zu organisieren, das mehr ist als ein Volksfest im üblichen Sinne. Dafür unser aller Dank! Allein schon die Themenwahl diesmal unter »italischem Himmel« trifft die Gemütslage der Sachsen und spricht die heimliche geistige Verwandtschaft Dresdens mit Italien an.
Pasta Siesta Musica so die freundliche Aufforderung an alle Besucher, teilzunehmen an den vielfältigen Veranstaltungen voller Lebensfreude und Lebenslust. Ich wünsche allen Besuchern vergnügliche und erlebnisreiche Tage.
Erich Iltgen, Präsident des Sächsischen Landtages
Verleihung des Förderpreises der Advanta-Management AG an den Elbhangfest e. V. aus der Laudatio von Matthias Griebel
…Denn dem Preisträger ist es gelungen, ein der traditionsreichen Landschaft am Elbhang adäquates jährlich wiederkehrendes Fest zu gestalten, dessen Inszenierung und Fluidum nicht nur einen hervorragenden Platz im Dresdner Kulturleben einnimmt, sondern darüberhinaus deutschlandweit ausstrahlt und das Zusammenwachsen wie die Pflege bodenständiger Identität gleichermaßen befördert.
…Zunehmend war ein wahres Fest im besten Sinne entstanden, bei dem auch viele Elbhangbewohner ihre Anwesen bereitwillig den Gästen öffnen und selbst launiges Treiben arrangieren, bei dem aber auch Initiativen gegen Gefahren für den Elbhang beim Schopfe gepackt werden, damit der Festsaal Elbhang nicht in Beton erstarrt oder personifiziertem Eigennutz anheimfällt. …
Die Stadt Dresden kann stolz sein auf eine solche Bürgerbewegung im besten Sinne des Wortes. Dank sei dem Stifter des Förderpreises wie auch all denjenigen, deren finanzielles Engagement dem Elbhangfest auch für die Zukunft Brücken bauen. Der Verein beherrscht die seltene Kunst, Frohsinn und Zuversicht zu vermitteln, und dafür ist er ganzjährig aktiv. Er ist uns Dresdnern wichtige Stütze beim Gestalten einer Heimat in der es sich leben läßt und deren emotionales Kapital Lebensnerv für uns heutige ist. Und noch ein ganz wichtiger Aspekt ist, wenn auch zum Schluß zu konstatieren: Er gibt den Kindern und Enkeln Nestwärme, ohne die ihnen in Europa und der Welt etwas fehlen dürfte.
Matthias Griebel, Direktor Stadtmuseum Dresden
Das Plakat zum 6. Elbhangfest 1996