Das 9. Elbhangfest 1999
Der Fluß, der unserem Fest den Namen gibt – so recht zum Zuge kam er erst nach neun Jahren. Als hätten wir gewartet auf sauberes Wasser, auf die Wiederkehr von Badehosen und edlem Fisch. Nunmehr wurde dies alles schon gelegentlich in der Elbe gesichtet:
Verschwommen sieht der Lachs uns kommen
Dabei lieferte die Elbe in vergangenen Zeiten für alle etwas, für Fischer und Schiffer, für Boots- und Brückenbauer, für Bademeister und Wasserflohfänger. An dieses vielfältige Fluß-Leben wollten wir mit dem Elbhangfest 1999 ein wenig erinnern. Mit einem Bootskorso Sonnabendnacht von Pillnitz nach Loschwitz, angeführt von einem feuer(werk)speienden Schiffsmonstrum voll wilder Musik, das uns Tom Roeder inszeniert hat. Mit einem Fischermarkt in Wachwitz und mit treidelnden Bomätschern nach Niederpoyritz. Ein Blankeneser Tuckerbootballett gab es an der Elbinsel und natürlich wieder ein Loschwitzer Drachenbootfest, nahebei am originalen Zirkuszelt. Besonders phantasiebeflügelnd für die haute couture: An der Niederpoyritzer Schanze lockte – nach Jahrzehnten wieder! – eine Badeanstalt in die hohen Wellen. Was die Literaten für Geschichten an der Elbe spinnen, war zu hören, und wer etwas über die Geschichte der Flussfahrten erfahren wollte, besuchte die Ausstellung des Verkehrsmuseums in der Orangerie oder die Öko-Meile mit den Ausstellungen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie und des Dezernates für Umwelt der Landeshauptstadt Dresden am Wasserwerk Hosterwitz. …
Der Festumzug „Die Elbe auf der Straße“
Unser riesiger Mottofisch betrachtete uns durch sein Brennglas verschwommen. Die Elbe wurde mit zwei langen Elbbändern am Anfang des Festumzuges von jungen Mädchen mit Schärpen „getragen“. Sie führte uns von der Quelle zur Mündung. Tschechische Schüler machten uns mit Rübezahl und seinen Zwergen vertraut und unsere Blankeneser Freunde mit ihren Tänzen. Kapellen und Spielgruppen versetzten die Zuschauer in fröhliche Stimmung. Nymphen umschwärmten den (Wachwitzer) Elbgott Albis. Fische, Wassertröpfchen, badelustige Familien fühlten sich mit der Elbe verbunden. …
Aus den Grußworten der Schirmherren
„… Die Elbe steht dieses Mal im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen – der Fluß, der der Landschaft mit ihr unverwechselbares Gepräge verleiht, der Fluß, der vom Ursprung bis zur Mündung Menschen und Städte miteinander verbindet. So gelingt der Brückenschlag zu unseren tschechischen Nachbarn, indem beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem 7. Sächsisch-Böhmischen Musik Festival im Schloß Pillnitz Musik und Tänze aus der Zeit Rudolfs II. aufgeführt werden. Dresdens Partnerstadt Hamburg ist mit den Blankeneser Tuckerbooten vertreten, die zu klassischer Musik Figuren auf der Elbe fahren. …
Ich fasse zusammen: Der Lachs hat recht getan, indem er zum 9. Elbhangfest gekommen ist. …“
Erich Iltgen, Präsident des Sächsischen Landtages
„… Der Elbe ist die Gründung unserer Stadt und deren kulturelles und wirtschaftliches Gedeihen zu danken. …
Wir haben ihr all diese Wohltaten schlecht gedankt. Mehr und mehr wurde die Elbe zum billigen Abwassersammler für Industrie und Kommunen. Ihr Innenleben, das der Pflanzen und Tiere, wurde immer ärmer und teilweise ganz ausgelöscht. Das einstmals klare Wasser verwandelte sich in eine trübe Brühe, deren Geruch uns oft die Nase rümpfen ließ. Das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG), das für die Beurteilung der sächsischen Gewässer zuständig ist, musste die Elbe im Abschnitt zwischen Pirna und Meißen 1990 in die schlechteste Gewässergüteklasse einstufen.
Heute können wir erfreuliche Besserungen feststellen. Die Gewässerqualität hat sich deutlich erhöht. Die Lebensvielfalt in der Elbe und in ihren Nebenflüssen ist größer geworden. Der im zurückliegenden Jahr erstmals wieder eingetroffene Lachs, der uns – wohl wegen des noch immer trüben Wassers – nur verschwommen sehen kann, darf als hoffnungsvolles Zeichen für eine Erholung des geschundenen Flusses gelten.
Wir haben für dieses Elbhangfest eine spezielle Ausstellung zur Elbe vorbereitet, die am Wasserwerk Hosterwitz zu sehen ist. Fakten und Zusammenhänge verdeutlichen die Erfolge, die die veränderten politischen und wirtschaftlichen Bedingungen nach 1989 auch für den Zustand der Elbe gebracht haben. Die Ausstellung soll ihre Besucher in der Überzeugung bestärken, dass Schäden in der Natur, die durch menschliches Versagen entstanden sind, bei gemeinsamen Willen und gemeinsamer Anstrengung gebessert, ja manchmal sogar geheilt werden können. …
Die Bilder von Elbehochwässern erinnern uns daran, welch gewaltige Energien dieser Fluss entwickeln kann. Zu deren Bewältigung braucht er ein breites Bett. Unsere unverbauten Elbauen zeugen von der Weisheit und Kultur unserer Vorfahren, die diesem gewaltigen Strom seinen Lebensraum weitgehend gelassen haben. Es bleibt unsere Aufgabe, diesen Zustand auch für die folgenden Generationen zu erhalten. …“
Michael Kinze, Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
Das Plakat zum 9. Elbhangfest 1999